Dienstag, 12. Juli 2011

Liturgy - Transcendental Black Metal

Bands, die hohe Ansprüche an sich und ihre Musik stellen, holen sich bei mir immer Pluspunkte. PJ Harvey zum Beispiel mit ihrem Konzeptalbum über Krieg. Metal ist normalerweise nicht gerade die erste Anlaufstelle, wenn man nach intellektuell durchdachter Musik sucht, die nicht die üblichen Klischees bedient.

Hunter Hunt-Hendrix, Frontmann der Band Liturgy, hat seine Theorie von Black Metal in einem heiss diskutierten Artikel in einem Sammelband, der die Theorien des ersten Black Metal Theories Symposium (gibts hier gratis und legal als Download) zusammenfasst, veröffentlicht. Der Kern seiner Theorie:

Was das heissen soll? Negation der Negation, Bejahung des Lebens, die Verwendung des Burst Beats anstelle des Blast Beats. Viel Philosophie über die Zukunft der "Sackgasse Black Metal". Bitte selber nachlesen... In meinen Augen auf alle Fälle lohnenswert - mit einer "ethnographischen" Sichtweise sowieso.

Hunt-Hendrix stiess mit seiner Theorie nicht nur auf Gegenliebe. In den Blogs wird die Band von Metalheads zerrissen.

Liturgy hat dieses Jahr auf Thrill Jockey ihr aktuelles Album "Aesthethica" veröffentlicht, das vor allem bei Pitchfork/Altered Zones etc. Anklang fand.


Hunt-Hendrix Liebe zu zeitgenössischer klassischer Musik im und Metal kann man auf einem Mix nachhören, den er für Altered Zones zusammengestellt und ausführlich kommentiert hat. Darauf finden sich Bands, die sicherlich dem "Hyperborean Black Metal" zuzuordnen sind, neben Scelsi und Schnittke.

Ich glaube, das Problem ist, dass Hunter "Transcendental Black Metal" in der Evolution eine Stufe über "Hyperborean Black Metal" stellt. Für mich ist sie nur eine legitime Alternative. Seine Theorie ist relativ arrogant und hinkt an einigen Stellen, doch als künstlerisches Manifest für eine Band, nämlich Liturgy, ist sie ziemlich beeindruckend. Genau wie die Musik auf "Aesthethica". Von mir werdet ihr aber auf alle Fälle auch "Hyperborean Black Metal" zu hören kriegen...